Mit filigraner Präzision ritzte Klaus Böttger Welten in Kupferplatten, die das Auge fesseln und den Geist herausfordern. Geboren am 15. Juli 1942 in Dresden, entwickelte sich Böttger zu einem Meister der Druckgrafik, dessen Werke noch heute Bewunderung hervorrufen.
Von der Ausbildung zur Meisterschaft in der Druckgrafik
Böttgers künstlerische Reise begann in turbulenten Zeiten. Von Dresden über Berlin und Aachen führte sein Weg schließlich nach Wiesbaden, wo er 1963 sein Abitur ablegte. Die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz wurde anschließend zum Schauplatz seines akademischen Werdegangs. Hier studierte er bis 1969 eine faszinierende Kombination aus Kunstgeschichte, Kunsterziehung, Philosophie und Biologie – ein Fundament, das seine spätere künstlerische Ausdruckskraft zweifellos bereicherte.
Doch Böttger war kein Theoretiker, der sich in den Elfenbeinturm der Akademie zurückzog. Schon während seines Studiums, ab 1964, widmete er sich intensiv der praktischen Arbeit im Bereich der Druckgrafik. Seine frühen Radierungen zeugten von einem wachen politischen Bewusstsein und setzten sich kritisch mit dem Vietnamkrieg auseinander.
Politisches Engagement und stilistische Entwicklung
Im Laufe der Zeit wandelte sich Böttgers künstlerischer Ausdruck. Beeinflusst von der Pop Art und dem Phantastischen Realismus, entwickelte er einen ganz eigenen Stil. Besonders beeindruckend waren seine fein ausgearbeiteten Porträts und erotischen Aktdarstellungen, die sein späteres Werk dominierten. Auch Landschaftsbilder fanden Eingang in sein Repertoire, wobei er oft in thematischen Zyklen arbeitete.
Porträtkunst im Spannungsfeld der Geschichte
Neben seiner Arbeit als Druckgrafiker machte sich Böttger auch einen Namen als talentierter Porträtmaler. In Wiesbaden, seiner Wahlheimat, wurde er besonders durch eine Serie von Porträts ehemaliger Oberbürgermeister bekannt. Diese Werke zeichneten sich durch ihre historische Tiefe aus: Jedem Porträtierten fügte Böttger zeithistorische Attribute bei, um deren Rolle in der Stadtgeschichte zu verdeutlichen. So verewigte er Persönlichkeiten wie Carl von Ibell, Georg Krücke und Georg Berndt Oschatz auf Leinwand.
Besondere Aufmerksamkeit erregte das Porträt von Alfred Schulte, das Hakenkreuze und Hitlergrüße zeigte. Diese kontroverse Darstellung führte zu einer Anzeige wegen der Verwendung verbotener Symbole. Die Staatsanwaltschaft wies die Anzeige jedoch ab, mit der Begründung, dass die Symbole lediglich die Rolle des Oberbürgermeisters während des NS-Regimes dokumentieren sollten. Der damalige Oberbürgermeister Sven Gerich betonte, dass Böttgers Werk der Einordnung in einen historischen Kontext diente.
Das bleibende Erbe eines visionären Künstlers
Böttgers künstlerisches Schaffen fand weltweite Anerkennung. Sein viertes und letztes Werkverzeichnis listete fast 500 Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen auf – ein beeindruckendes Zeugnis seiner Produktivität und internationalen Reputation.
Ein interessantes Detail betrifft Böttgers Signatur. Aufgrund ihrer spezifischen Ausführung ist sie nicht immer auf den ersten Blick eindeutig zu entziffern. In einigen Fällen wird „Böttger“ fälschlicherweise als „Boniz“ gelesen. Diese Fehlinterpretation hat praktische Auswirkungen im Kunstmarkt: Bei Auktionshäusern und auf Online-Plattformen werden gelegentlich Werke Böttgers unter dem irrtümlichen Namen „Boniz“ zum Verkauf angeboten. Für Sammler und Kunstinteressierte ist es daher ratsam, bei der Suche nach Böttgers Werken beide Schreibweisen zu berücksichtigen.
Tragischerweise endete Böttgers Leben viel zu früh. Er starb am 25. November 1992 im Alter von nur 50 Jahren in Wiesbaden. Doch sein künstlerisches Erbe lebt weiter. Klaus Böttger hinterließ eine beeindruckende Fülle an Werken, die von seinem unermüdlichen Streben nach künstlerischer Perfektion zeugen. Sein Weg von politisch motivierten Anfängen über die Einflüsse der Pop Art bis hin zu seinen charakteristischen, detailreichen Radierungen und historisch fundierten Porträts spiegelt nicht nur seine persönliche Entwicklung wider, sondern auch die künstlerischen Strömungen seiner Zeit.
Böttgers Vermächtnis ist ein faszinierender Einblick in die deutsche Grafik- und Porträtkunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts – ein Vermächtnis, das es zweifellos wert ist, bewahrt und geschätzt zu werden.



